Susanne Ahner

Übergang zur Untergrundbahn

1999

Die DDR-Führung unterbrach im August 1961 auch das Gesamt-Berliner Nahverkehrsnetz. Einige S- und U-Bahnhöfe waren bis 1990 außer Betrieb. Die Züge, die durch die Bahnhöfe fuhren, hielten nicht an. Sie verbanden den nördlichen und den südlichen Teil West-Berlins und unterquerten dabei das alte, zu Ost-Berlin gehörende Stadtzentrum ohne Zwischenhalt. Einzige Station: Bahnhof Friedrichstraße.

Heute erinnern Schilder an vier Stellen in den Tunneln der U-Bahnlinien U6 und U8 an die paradoxe Situation der U-Bahn in der geteilten Stadt. Daran, dass diese westlichen Linien den östlichen Teil der Stadt ohne Halt durchfuhren. Neben dem einfachen weißen Strich, der die Grenze im Tunnel markierte, erscheinen jetzt Worte; wie Gedankenblitze. Sie beginnen alle mit der Präposition ‚über’. Sie schaffen Gedanken-Bilder, verbunden mit der Mauer (überall, überwacht), der Wende (überholt, überlebt), der Öffnung der Grenz-Übergänge (überirdisch, überflügelt) und mit der gegenwärtigen Entwicklung (überlegen, überschlagen). 66 Schilder sind in Höhe der Zugfenster an der Tunnelwand montiert.“

Und es gibt die Broschüre übergang". Darin beschreibt ein Text in vier Sprachen die damalige Situation und den künstlerischen Eingriff. Historische Streckenpläne und Fotos werden den Gedanken-Bildern der Schilder gegenübergestellt.

66 Schilder an 4 Stellen im Tunnel der Berliner U-Bahnlinien U6 und U8