Stefka Ammon

Dominikaner Kloster Bamberg / Aula

2012

2. Platz beim eingeladenen Wettbewerb zur Neugestaltung der Fenster der ehemaligen Dominikanerkirche (heute Universität Bamberg) in Bamberg.


Die Gestaltungselemente des künstlerischen Konzepts, die für die historischen und aktuellen Bezüge dieses besonderen Raumes ausgewählt wurden, sind Raster und Farbe.
Diese zwei Elemente kreieren ein Raumgefühl von hoher Wertigkeit, welches die aktuelle Funktion als universitäre Aula und den verschiedenen darin stattfindenden Veranstaltungen sowie den Bedürfnissen der heutigen Nutzer mit der historischen Würde des Raumes verbindet.


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Ansicht Chor // Rendering: Sandro Granato



2. Platz beim eingeladenen Wettbewerb zur Neugestaltung der Fenster der ehemaligen Dominikanerkirche (heute Universität Bamberg) in Bamberg.

Aus dem Erläuterungsbericht:

Die Gestaltungselemente des künstlerischen Konzepts, die für die historischen und aktuellen Bezüge dieses besonderen Raumes ausgewählt wurden, sind Raster und Farbe.
Diese zwei Elemente kreieren ein Raumgefühl von hoher Wertigkeit, welches die aktuelle Funktion als universitäre Aula und den verschiedenen darin stattfindenden Veranstaltungen sowie den Bedürfnissen der heutigen Nutzer mit der historischen Würde des Raumes verbindet.



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Ansicht Chor Süd // Rendering: Sandro Granato



1. Raster sind Formen die sowohl im (Kunst-)Handwerk, wissenschaftlicher Darstellung, Architektur, wie auch in vielen weiteren Bereichen eine lange Tradition haben und sich dabei ständig erneuern. Setzt man Raster in bspw. Fenstern ein, so brechen sie den Blick – ein Davor und Dahinter wird sichtbar, eine optische Differenzierung, die das Innen und Außen trennt und verbindet: der forschende, hinterfragende Blick kann hindurch schweifen und analysiert dabei Formen und Bezüge der Raster im Raum.

Es werden zwei sich jeweils überlagernde Raster in die Fenster eingearbeitet:
– zur Außenwelt hin wird bei allen Fenstern ein selbst entworfenes graues lineares Raster eingesetzt. So erhält die äußere Erscheinung des architektonischen Körpers eine Raster-Zeichnung, die ihn als
(vormals sakrale) Einheit kennzeichnet
– nach Innen erhält jedes Fenster ein individuelles Raster. Diese sind teilweise eigene Entwürfe oder
basieren auf vorgefundenen Rastern wie u.a. in der Naturwissenschaft und Mathematik verwendeten Geometrien. Die Anzahl der Fenster entspricht ungefähr der Anzahl der Studienfächer der Universität Bamberg. Ohne diese im Einzelnen benennen oder gar illustrieren zu wollen, wird hier ein Vielklang von Anmutungen und möglichen freien Assoziationen erstellt. Die Raster werden hier invertiert, d.h. die transparenten Linien unterteilen monochrome Farbflächen.

2. Die ausgewählten Farben sind den Fresko-Fragmenten, die bereits in den Schnitten der Restauratoren freigelegt wurden, entnommen. Sie sind Teil der Geschichte dieses Raumes.
– diese Farbauszüge wurden zu einer Farbabwicklung* zusammengefügt, die mit dem einfallenden Licht in einen Dialog und ein Spiel tritt

– dabei werden unterschiedliche räumliche Besonderheiten wie die Unterbindung von Lichtblendungen und die nie von Sonne beschienenen Nordfenster berücksichtigt (die Südseite ist in Dunkelblau gehalten; der Chor auf der Nordseite wird mit goldgelben bis rotem Glas ausgestattet, das trotz des fehlenden Lichteinstrahls eine Leuchtkraft entwickelt)
– die Übergange von Blau (Süd) über Beige (West) zu Gold-Rot (Nord) und Grün (Ost) sind so subtil gehalten, als würden von Außen ein Licht aus vielen Farben in den Raum herein scheinen.
– der gewünschte Eindruck ist nicht „bunt“ sondern ein farbiger: die Fenster beleben den sonst sehr zurückgenommen weißen Raum und lassen ihn als Ganzes wirken
– wenn zukünftig die noch verborgenen Fresken freigelegt würden, ergänzt sich deren Farbspektrum mit dem der Fenster und tritt in keine Konkurrenz zu einander
*Die im Entwurf dargestellten Farben sind Annäherungen – sie werden bei Realisierung jeweils mittels Proben und Auszügen der Fresken von mir in der Produktionsphase sorgfältig ausgewählt und angepasst.

Optionale Ergänzung: Sollten die geplanten Akustikwände im oberen Bereich eine „Auflösung“ erfahren, so möchte ich unbedingt die äußeren linearen Raster hier in einer flächigen Umsetzung als Raumraster einbringen. Es entsteht dann eine weitere Schicht von Raster, die das eingangs beschriebene Phänomen des schweifenden Blick (des „Gaze“ im Gegensatz zum von der Zentralperspektive geschulten fokussierenden Blicks) im Raum erfahrbar machen: ein Davor und ein Dahinter auf mehreren Ebenen lassen den Blick als Prozess von Wahrnehmung erleben.