Conrath/Kreißler

Badische Revolution

2010

Gedenkstätte Kämpfer der Badischen Revolution

Entwurfsbeschreibung (nicht ausgeführt)

Wir schlagen vor, das aus der Zeit gefallene monumentale Denkmal Wilhelm I. durch eine dem natürlichen Zeitfluss entsprechende Form zu parallelisieren; es also durch die erzählte Erinnerung für die Gegenwart zu spiegeln.

Dazu soll der Sockel des bestehenden Denkmals mit einer Hecke aus Buchsbaum oder Eiben in Volumen, Proportionen und Abmessungen dupliziert werden. Diese durch Formschnitt modellierte Pflanzung wird ca. 15 m stadteinwärts axial verschoben und vor die Reiterfigur Wilhelm I. platziert. Sie ist immergrün. Ihre Referenzierung in die Romantik als historischem Ursprung der deutschen Revolution ist beabsichtigt. In der Hecke sind auf jeder Seite nicht sichtbare Bewegungsmelder angebracht, die vier akustische Wiedergabegeräte schalten. Zu hören sind bei Annäherung jeweils etwa 1 min dauernde, gesprochene Texte. Diese können sowohl nacheinander abgerufen werden, als auch – durch mehrere Personen vor Ort – gleichzeitig. Die Textinhalte betreffen den Anlass des Denkmals, die Namen der Hingerichteten, Zitate von Revolutionären und Gegenrevolutionären sowie Texte aus aktuellen Interviews mit Karlsruher BürgerInnen. In der Vielfalt, Argumentation und Widersprüchlichkeit der Aussagen werden die authentischen Zitate zum Bestandteil einer „oral history“. Drei Seiten sollen mit wechselnden Zitaten bestückt werden, auf der vierten, der zum Wilhelm-Denkmal weisenden Kopfseite ist ausschließlich der Text zum Anlass des Denkmals zu hören:

Auf Betreiben des badischen Großherzogs Leopold und unter dem Kommando des Prinzen Wilhelm von Preußen - des späteren Kaisers Wilhelm I. - schlugen Truppen des Deutschen Bundes unter dem Oberbefehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. im Jahr 1849 die demokratische Revolution in Baden und der Pfalz nieder. In der Folge wurden in Baden in den Städten Freiburg, Mannheim und Rastatt 27 Freiheitskämpfer standrechtlich erschossen. Dies waren: Gottfried BAUER, Karl BERNIGAU, Ernst BIEDENFELD, Georg BÖHNING, Andreas COUNIS, Gottlieb Heinrich DIETZ, Maximilian DORTU, Ernst ELSENHANS, Josef GÜNTHARD, Konrad HEILIG, Karl HÖFER, Karl JAKOBI, Peter JÄGER, Josef JANSEN, Josef KILMARX, Ludwig KOHLENBECKER, Gebhard KROMER, Peter LACHER, Konrad LENZINGER, Theophil MNIEWSKY, Friedrich NEFF, Ludwig Peter Wilhelm SCHADE, Friedrich Wilhelm SCHRADER, Valentin STREUBER, Gustav Nikolaus TIEDEMANN, Wilhelm Adolf von TRÜTZSCHLER und Philipp ZENTHÖFER.